Wir alle lieben unsere tägliche Koffeindosis. Morgens zum Frühstück oder einfach nur zum wach werden. Gerne auch zwischendurch einen kleinen Espresso oder Cappuccino. Ist das Koffein im Kaffee schädlich, oder warum trinken viele Menschen entkoffeinierten Kaffee? Wie wird dem Kaffee das Koffein entzogen? Diese Fragen wollen wir etwas genauer erörtern.
1903 hat Ludwig Roselius ein Verfahren entwickelt, um dem Kaffee das seiner Meinung nach totbringende Koffein zu entfernen. Ludwig Roselius fürhte den Tod seines Vaters auf überhöhten Kaffeekonsum zurück. Er entwickelte er ein Verfahren, das Koffein aus den Kaffeebohnen zu lösen. Sein Verfahren zur Entkoffeinierung von Kaffee war zu dieser Zeit so einfach wie genial: Zuerst wurden die Kaffeebohnen in Salzwasser eingelegt, danach konnte er mit Hilfe von Benzol das Koffein aus den gequollenen Kaffee lösen. 1906 wurde dieses Verfahren zur Entkoffeinierung von Ludwig Roselius zum Patent angemeldet. Als umtriebiger Kaufmann gründete er zu dieser Zeit sein Unternehmen, die „Kaffee-Handels-Gesellschaft“, kurz HAG genannt.
Roselius hatte mit seiner Entwicklung den entkoffeinierten Kaffee hoffähig gemacht. Noch heute, über hundert Jahre später, bestellen die Menschen einen Kaffee HAG, wenn sie einen entkoffeinierten Kaffee haben möchten. Das ursprüngliche Verfahren mit dem giftigen Benzol wird allerdings schon lange nicht mehr angewendet.
Heute werden unterschiedliche Verfahren eingesetzt um Kaffee zu entkoffeinieren. Alle Verfahren werden auf den Rohkaffee angewendet. Die Methoden sind relativ aufwendig und greifen mehr oder weniger in die Struktur der Kaffeebohnen und damit unter Umständen auch auf den Geschmack des Kaffee ein. Der Swiss-Water-Process, das Schweizer Wasser Verfahren galt lange Zeit als das schonendste Verfahren zum entkoffeinieren von Kaffee. In unserem Blogartikel „Kaffeegenuss ganz unbeschwert“ sind wir auf die unterschiedlichen Verfahren schon mal eingegangen. Im ersten Schritt wird bei dem Swiss-Water-Process der Rohkaffee solange in heißes Wasser eingelegt, bis siche alle Bestandteile gelöst haben. Das so gesättigte Wasser wird danach durch einen Aktivkohlefilter gepresst um nur das Koffein aus dem Wasser zu lösen. Die verwendeten Rohkaffeebohnen werden entsorgt. In dieses Wasser werden nun frische, noch koffeinhaltige Bohnen gelegt. Da das Wasser mit allen Bestandteilen des Kaffees, außer dem Koffein gesättigt ist, wird dem Kaffee durch das Wasser nur noch das Koffein entzogen. Sobald das Wasser auch mit Koffein gesättigt ist, wird der Vorgang wiederholt. Diesmal wird der Rohkaffee nicht entsorgt, sondern solange mit dem Wasser behandelt, bis der Koffeingehalt ca. 0,1% beträgt. Dieser Wert ist von der EU für entkoffeinierten Kaffee vorgegeben.
Nachteile des Swiss-Water-Process: Einerseits wird dabei zu viel Rohkaffee vernichtet und andererseites ist der Wasserverbrauch enorm hoch. Da dieses Verfahren sehr aufwändig und unwirtschaftlich ist, wird es heute kaum noch eingesetzt.Das heute gängige Verfahren, dem Kaffee das Koffein zu entziehen, geschieht mit Lösungsmittel. Die Kaffeebohnen werden zuerst in heißem Wasser oder mit Wasserdampf quellen lassen und anschließend mehrere Stunden mit Dichlormethan behandelt. Das Lösungsmittel löst das Koffein aus dem Kaffee und bindet es an das Wasser. Das Verfahren ist nicht ganz ungefährlich, da Dichlormethan im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Im neben stehenden Video hat das NDR einen interessanten Bericht über diese Art der Entkoffinierug veröffentlicht.
Ethylacetat ist ein weiteres Lösungsmittel, welches zur Entkoffeinierung von Kaffee eingesetzt wird. Das Verfahren ist vergleichbar mit dem zuvor beschriebenen. Da Ethylacetat auch aus Obst und Gemüse gewonnen werden kann, darf sich dieses Lösungsmittel als „natürliches Lösungsmittel“ bezeichnen. Entkoffeinierter Kaffee, dem das Koffein auf diesem Weg entzogen wurde, darf sich als „natürlich entkoffenierter“ Kaffee bezeichnen.
In unserer Kaffeerösterei rösten wir Kaffee, dem das Koffein durch das CO2 Verfahren enzogen wurde. Im Kohlendioxid-Verfahren werden die Kaffeebohnen mit Wasserdampf gequellt und danach bei einem Druck von 73 bis 300 bar mit überkritischem Kohlenstoffdioxid gespült. Das herausgelöste Koffein wird im Wasser gebunden und mit einem Kohlefilter wieder daraus entfernt. Das Verfahren ist deutlich aufwändiger als das Verfahren mit den Lösungsmittel. Es ist aber weniger gefährlich und nicht ganz so unwirtschaftlich wie der Swiss-Water-Process.
Geschmacklich braucht sich nach diesem Verfahren entkoffeinierten Kaffee keinesfalls zu verstecken. Wir haben mit diesen Kaffees durchweg gute Erfahrungen in unserer Rösterei sammeln können und bieten deshalb auch nur nach diesem Verfahren entkoffeinierten Kaffee an.
Im Übrigen hat sich Herr Roselius was die Todesursache seines Vaters angeht sicherlich geirrt. Koffein ist in den „üblichen“ Mengen, die wir mit Kaffeegetränken aufnehmen garantiert nicht tödlich. Wie das Koffein auf unseren Körper im Dateil wirkt, haben wir im Artikel ➦„Die Wirkung des Kaffees auf unseren Körper“ ausführlich beschrieben.