Anfang Februar trafen sich die Mitglieder der Deutschen Röstergilde zur Mitgliederversammlung in den Niederlanden. Gastgeber war der Röstmaschinenhersteller Giesen Coffee Roasters in Ulft, einem Ort kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze.
Fast alle der inzwischen 130 Mitglieder der Deutschen Röstergilde waren angereist um die Weichen für die Zukunft unseres Verbandes zu stellen. Formell notwendige Anpassungen der Satzung und ein schlagkräftiger, neu gewählter Vorstand werden die DRG zukunftssicher weiterentwickeln. In vielen Fachvorträgen und Workshops tauschten sich die Röster über Trends und Entwicklungen in unserer Branche aus.
Kaffee rösten ist ein Handwerk
Handwerklich gerösteter Kaffee erfreut sich bei den Verbrauchern zunehmender Beliebtheit. Kaffee ist ein wertvolles Genussmittel und muss auf entsprechend hohem Niveau verarbeitet werden. Bis Anfang der 1970er Jahre war der Beruf des Kaffeerösters ein handwerklicher Ausbildungsberuf. Um dem Stellenwert der handwerklichen Fertigung des Kaffees wieder den entsprechenden Stellenwert zu verleihen, ist die Deutsche Röstergilde zur Zeit mit dem Zentralverband des Handwerks in Gesprächen. Ziel ist es, den Beruf des Kaffeerösters wieder an das Handwerk anzugliedern. Ob wir es schaffen, einen Ausbildungsberuf zum Kaffeeröster zu etablieren, wird die Zukunft zeigen. An die Neubildung eines Ausbildungsberufes sind in Deutschland berechtigt hohe Anforderungen gestellt.
Projekt: Rückenschonender Erntesack
Die Arbeit auf der Kaffeeplantage ist ausgesprochen anstrengend. Die Arbeit wird meist in gebückter Haltung an steilen Hängen durchgeführt. Speziell bei der Ernte sind die Pflücker extremen Belastungen ausgesetzt. Die körperliche Arbeit ist hart und belastet massiv den Rücken der Menschen. In der Erntezeit ist Hochsession auf der Plantage. Das bedeutet acht bis zwölf Stunden harte körperliche Arbeit pro Tag. Zumeist werden Erntekörbe verwendet, die per Seil oder Gürtel um die Hüfte befestigt werden. In der Regel fassen diese Körbe rund 12 Kilo Kaffeekirschen. Das geht massiv auf die Bandscheiben im unteren Rückenbereich.
Frau Andrea Bruestle von
Cosecha Consult befasst sich seit langem mit den Arbeitsbedingungen auf der Kaffeeplantage - speziell bei der Kaffeeernte. Sie hat in Zusammenarbeit mit den Kaffeefarmern einen Erntesack entwickelt, der die Belastungen für die Arbeiter deutlich reduziert.
Der Unterschied ist auf den beiden Bildern oben deutlich zu erkennen. Links der herkömmliche Erntekorb, rechts der neue Erntesack. Er wird mittels Gurten über beide Schultern gehalten und am oberen Rücken stabilisiert. Damit trägt man ihn fast wie einen Rucksack, nur vorne. Das Gewicht der Kaffeekirschen wird gleichmäßig über den Rücken verteilt. Auch das anstrengende ausschütten des Ernteguts entfällt bei diesem Erntesack. Zieht der Ernter an der grünen Kordel, öffnet sich der Boden des Sacks und das Erntegut kann ohne körperliche Verrenkungen ausgeleert werden.
Besonders attraktiv ist das Projekt auch, weil die komplette Wertschöpfung im Erzeugerland bleibt. Die Kaffeesäcke werden vor Ort von den umliegenden Handwerkern hergestellt und an die Kaffeefarmer abgegeben. Um das Projekt zu fördern, respektive anzustoßen, beteiligt sich die Deutsche Röstergilde im ersten Schritt mit 5.000 Euro an den Kosten. Die weiteren Kosten werden gemeinschaftlich durch die Kaffeeröster gedeckt. Natürlich unterstützen wir mit unserer Kaffeerösterei ebenfalls das Projekt direkt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie man mit relativ geringem finanziellen Aufwand sehr viel erreichen kann.